Dienstag, 18. September 2007

Mit Strassenkindern auf der Finca

Heute waren wir das erste Mal mit Strassenkindern auf der Finca. Ziel dieses Projektes ist es Strassenkinder von der Strasse zu holen und sie dazu zu bewegen in eine Institution fuer Strassenkinder einzutreten. Es finden immer an zwei Tagen mit je zwei Gruppen Aktivitaeten auf der Finca statt. Eine Gruppe kommt also immer an zwei Nachmittagen die Woche.
In jeder der Gruppen sind im Moment ca. 5 Kinder aus Institutionen fuer ehemalige Strassenkindern, dazu sollen zwei Kinder direkt von der Strasse kommen und so integriert werden, dass sie ebenfalls auch in eine Institution gehen.
Um 12.30 wollte ich mich mit Sor Sara treffen um nach Medellin zur Rojas Pinilla zu fahren um zwei Maedchen Siomara und Catalina im Alter von 17 und 16 Jahren einzusammeln und zur Finca zu bringen.
Allerdings wurde dann noch mal umdisponiert, weil Sor Sara keine Zeit hatte: Ich fuhr mit Lisa, die sich auch noch spontan entschied mitzukommen nach Medellin rein, wo wir uns dann mit einer andern Schwester, Sor Marienella und Viktor trafen, der uns alle dann mit dem Auto zur Finca fahren sollte. Auf der Plaza Rojas Pinilla sammelten wir dann die beiden Maedchen, die sich zum Glueck wie verabredet auf dem Platz befanden ein, was gar nicht so einfach war, weil die anderen Kinder auch gerne mitgekommen waeren und mit uns ins Auto steigen wollten.
Natuerlich hatten die beiden ihre Klebstoffflaschen dabei, weswegen sich ersteinmal der intensive Geruch im Auto ausbreitete. Allerdings durften die beiden Maedchen die Flaschen behalten. Wir wollten ihnen nich gleich beim ersten Mal die Flaschen wegnehmen, muessen uns allerdings noch ueberlegen, wie wir das in Zukunft handhaben werden. Die Beiden waren sehr interessiert an uns und es war einfach sich mit ihnen zu unterhalten, obwohl ich bei einem der beiden Maedchen Probleme hatte ihr Spanisch zu verstehen. Es gibt hier einfach Leute da verstehe ich fast alles und ander da verstehe ich nur wenig oder gar nichts.
Auf der Finca durften die beiden dann sofort auf das Pferd steigen, wobei bei ihnen wie eine Verwandlung vor sich ging. Mit strahlenden Gesichtern sassen sie auf den Pferden und machten wenigstens fuer diesen Moment den Eindruck von "normalen" Maedchen.
Trotzdem hing Siomara, abgesehen vond der Zeit waehrend sie auf dem Pferd sass die ganze Zeit an ihrer Kleberflasche, auch wenn sie sie in ihrem Pulloveraermel zu verstecken versuchte. Catalina konnte schon super reiten und das Pferd wenden und drehen und antraben. Als wir sie fragten, so sie das gelernt haette gab sie uns nur die ausweichende Antwort "da wo sie herkomme", wollte uns aber nicht sagen, wo das genau sei.
Danach wurden noch ein paar Schreibuebungen gemacht und es viel auf, dass die beiden Maedchen was das Schreiben angeht auf dem Stand von Zweitklaesslern sind. Ausserdem erfuhr ich, dass Catalina als Prostituierte arbeitet, obwohl sie gerade mal 16 ist und aussieht wie 14 oder juenger.
Nach dem Aufenthalt auf der Finca sollten ich und Lisa die beiden wieder nach Medellin bringen. Wir stiegen also in Giradota, dem Dorf, bei dem sich die Finca befindet in den oeffentlichen Bus, der wegen des starken Verkehrs eine halbe Ewigkeit brauchte. Sicherlich ein exotisches Gespann zwei Auslaender und zwei Strassenkinder unterwegs auf dem Lande...
In Medellin kam dann der haerteste Augenblick fuer mich, als wir die Beiden, die einen sehr ungluecklichen Eindruck machten und Geld und Kekse von uns wollten wieder auf die Strasse schicken mussten um sie ihrem Schicksal auf der dort zu ueberlassen. Ich fuehlte mich sehr schlecht dabei, konnte aber auch nichts aendern. Das Schlimmste war es in ihren Augen, wenn sie einen anschauten, diese Niedergeschlagenheit, Trostlosigkeit, Verbrauchtheit - ich weiss nicht was es genau ist - zu sehen und sie dann einfach so auf der Strasse stehen zu lassen, waehrend man selber nach Hause fahren kann. Immerhin koennen die Beiden jetzt wenn sie wollen immer Dienstags und Freitags auf die Finca kommen und dort eine einen schoenen Nachmittag verbringen. Ich bin gespannt, ob das Ziel erreicht werden kann diese Jugendlichen von der Strasse zu holen, da sie schon sehr alt sind erstens nicht vom Alter her zu den anderen Kindern passen und es glaube ich schwer wird sie in diesem Alter noch in irgendwelchen Institutionen unterzubringen.
Fuer die kommenden Wochen haben wir vor zusammen mit den Kindern viele Spiele, vor allem Kooperationsspiele zu spielen. Ausserdem wollen wir eine kleine Zeitung mit ihnen machen, in der die Kinder selber das Projekt darstellen sollen.

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