Freitag, 28. September 2007
Auf der Suche nach Strassenkindern
Weder die kolumbianischen Studentinnen noch sonst jemand der am Projekt Beteiligten zeigen grosses Engagement nach neuen Kindern zu suchen, was ich recht erstaunlich finde, da doch ein Dozent der Uni das Projekt begleitet und es wenig Sinn macht das Projekt ohne Strassenkinder durchzufuehren.
Wir drei Deutsche haben uns jetzt dazu entschlossen, dies wenigstens zu versuchen. Wir wollten die Sache diesmal selber in die Hand nehmen, da im Moment das Reiten auf der Finca nur mit Kindern aus Heimen stattfindet, erklaertes Ziel des Projektes aber ist Strassenkinder mit diesen Kindern in Kontakt zu bringen und sie so dazu zu bewegen, in eine entsprechende Institution zu gehen.
Was mich bei dem Ganzen aergert ist dass das ganze Projekt durch Kurse von Dozenten grossartig mit theoretischen paedagogischen Theorien reflektiert werden soll und scheinbar auch wird, aber nicht einmal die dafuer grundlegende Organisation gegeben ist: naemlich dafuer zu sorgen, dass auch Strassenkinder beteiligt sind und die Strassenkinder auch dorthin gelangen.
Auch wird wenig Wert auf kommunikative, oder kooperative Lernziele bei den Aktivitaeten auf der Finca gelegt sondern neben dem Reiten her einfach, Spanisch und Mathe im klassischen Stil unterrichtet.
Das versuchen Lisa, Sabine und ich nun seid dieser Woche zu aendern, indem wir dort Kooperationsspiele mit den Kindern spielen und eine Zeitung mit den Kindern konzepieren wollen. Diese Zeitung soll die Aktivitaeten, die auf der Finca stattfinden im Mittelpunkt haben und uber die naechsten 7 Wochen entstehen und so einen direkten Bezug, zu dem was die Kindern dort machen haben.
Auch voellig unklar ist, wie eigentlich die Integration stattfinden soll und wie die Strassenkinder in die Institutionen eingegliedert werden koennten. Dafuer existiert auch kein Konzept.
Aber zurueck zum heutigen Tag:
Um wenigstens dafuer zu sorgen, dass auch Strassenkinder an dem Projekt beteiligt sind, waren wir heute auf der Plaza Rojas Pinilla, um nach neuen Kindern zu suchen.
Da es sich, bei den Kindern aus den Heimen nur um Jungs im Alter zwischen 10-12 Jahren handelt, wollten wir gezielt auf die Suche nach Kindern im entsprechenden Alter gehen. Von Angela und Manfred bekamen wir einige Tipps, welche Kinder vielleicht geeignet waeren.
Unser Vorhaben war es mit Blaettern, Blueten, Rinde und Graessern ein Pferd zu basteln und auf ein Papier zu kleben und darueber mit den Kindern ins Gespraech zu kommen, um zu erfahren, ob die Kinder wirklich Interesse an unserem Reitprojekt haben, oder nicht.
Leider konnte Lisa, die am besten Spanisch kann nicht mit, da sie krank war.
Also gingen Sabine und ich los, in der Hoffnung, dass die Studentinnen der Normal, die wie jeden Freitag mit uns auf die Plaza Rojas Pinilla gingen ein wenig dolmetschen koennten. Von den Kindern, von denen wir wussten, dass sie evtuell geeignet waeren war nur Diego da, der aber ziemlich unter Drogen stand und kaum ansprechbar war. Also versuchten wir mit den anderen Kindern waehrend der Bastelarbeit ins Gespraech zu kommen. Dabei unterhielt ich mich mit Hilfe von Caro sehr gut mit Juan-Carlos 12 Jahre, der frueher einmal auf dem Land gewohnt hatte, bereits auch schon geritten ist und sogar Kuehe zusammengetrieben hat. Ein weiterer Junge der uns als geeignet schien war Duvan, im gleichen Alter und eifrig bei der Arbeit dabei.
Das Problem war und ist nun, dass die Kinder keine Ahnung haben, welcher Tag gerade ist und es so sehr schwierig ist sich mit ihnen zu verabreden. Da wir naechsten Montag mit den Kindern auf die Finca wollen hatten wir dafuer Zettel angefertigt, auf denen alle Tage bis Montag standen: Also: Freitag, Samstag, Sonntag und Montag und bei Montag war ein Pferd eingezeichnet. Mit den Kindern uebten wir dann die Wochentage und die Uhrzeit 12.00 Uhr, zu der wir uns treffen wollen. Am meisten interessiert schien mir Juan-Carlos, der gleich noch mit uns eine Kopie dieses Zettels anfertigte, falls er einen verlieren sollte. Er schien sehr motiviert zu sein. Auch Duvan konnte schnell die Wochentage aufzaehlen und wusste die Zeit auswendig. Diego versuchten wir auch klar zu machen, wann wir uns treffen wuerden und gaben ihm auch einen Zettel, da er aber so unter Drogen stand, ist schwer zu sagen, ob etwas ankam.
Insgesamt verlief alles so wie wir uns das vorgestellt hatten und wir koennen wirklich zufrieden sein. Wir haben drei moegliche Kinder gefunden und mit ihnen einen Termin ausgemacht.
Jetzt bleibt also nur zu warten und zu schauen, ob die Kinder am Montag vor Ort sein werden. Ich hoffe es, bin aber doch sehr skeptisch. Des weiteren muessen wir uns um den Transport kuemmern, bzw. ,dass die Kinder auch abgeholt werden, da wir nicht jeden Tag Zeit haben nach Medellin zu fahren und die Kinder selber abzuholen. Das ist eigentlich Aufgabe der Studentinnen, was aber bisher leider nicht gut geklappt hat.
Sonntag, 23. September 2007
Eine Schulausfahrt auf Kolumbianisch
Am Samstag hatten wir drei Deutsche hier das Glueck an einer Schulausfahrt teilzunehmen. Mit dabei waren ungefaehr 30 Kids aus den Klassen 6-12. Die Ausfahrt ging nach "La Pintura" ungefahr 80 km suedlich von Medellin, aber ungefaehr 3 Stunden fahrt.
Los ging es, inzwischen hat man sich an die Unzeiten hier in Kolumbien ja gewoehnt um 6 Uhr morgens. Sofort wurde wie ueberall hier in den Bussen laut die Musik angeschaltet und alle Schueler sangen lauthals mit. Zum Glueck klappte war unser Schulbus puenktlich und es ging sofort los, erst mal durch ganz Medellin, dann weiter in Richtung Caldas. Da die Strecke sehr bergig ist und eine Kurve an der anderen ist und immer wieder irgendwelche antiken LKWs ueberholt werden muessen, geht es hier nicht schnelle als mit 30 oder 40 km/h voran. Die Strecke aber war atemberaubend. Erst ging es auf einen Pass hinauf, auf dem es ziemlich kuehl war. Wie hoch der Pass war wusste niemand, aber ich denke mal ueber 3000 Meter, da Medellin auf 1400 Metern liegt und es eine Ewigkeit steil Bergauf ging. Dort wurde ersteinmal eine Pause eingelegt. Sor Dora bestand darauf, dass ersteinmal Fotos mit den schwer bewaffneten Polizisten, die dort an einer Strassensperre Wache schoben gemacht werden sollten und setzte sich selbst zwischen den beiden Maennern in Pose. Danach ging es weiter in atemberaubender Landschaft. Die Strasse verlaeuft auf einem Grad, so dass man zu beiden Seiten einen Atemberaubenden Blick hat. Danach ging es immer tiefer, bis wir ins Tal von "La Pintada" kamen. Dort wurde ein Campingplatz angesteuert, auf dem wir dann den ganzen Tag im Schwimmbad oder Schatten verbrachten. Das das Tal tiefer als das von Medellin liegt ist es dort sehr heiss, weswegen man auch nicht viel anderes machen als elegisch im Pool zu liegen.
Um funf Uhr wurde sich dann wieder auf dem Rueckweg gemacht.
Erwaehnenswert ist, dass die ganze Fahrt ein unbeschreiblicher Laerm durch die Schueler herrschte. Bei allen Liedern die liefen wurde lauthals mitgesungen und das ganze Steigerte sich immer mehr je weiter die Fahrt ging. Irgendwann fingen die Schueler dann sogar an im Bus zu tanzen. Das war zwar sehr amuesant, nach zwei Stunden ging es uns prueden Europaern dann doch auf die Nerven und so waren wir froh, als wir wieder in Copacabana ankamen.
Es scheint hier nirgendwo Stille zu geben: Ob im Bus am fruehen Morgen, in der Nacht, im Schwimmbad... ueberall wird laut Musik gehoert, was einem mit der Zeit doch sehr auf die Nerven geht, weil es keinen Ort gibt, an dem es mal vollkommen ruhig ist. Fragt man die Kolumbianer danach so kommt raus, dass sie Stille schrecklich finden.
Freitag, 21. September 2007
Auf der Plaza Rojas Pinilla
Donnerstag, 20. September 2007
Unterricht mit ehemaligen Strassenkindern
Immer Mittwoch Nachmittag von 13-16 Uhr gestalten Lisa, Sabine, Tatjana (meine Gastschwester) und ich einen Unterricht fuer ehemalige Strassenkinder. Dabei helfen uns 9. Klaessler, der Escuela Normal. Der Unterricht findet auch hier in Copacabana in der Escuela Normal statt. Die Kinder kommen aus drei verschiedenen Einrichtungen fuer Strassenkinder: Von Arcapin kommen die kleinen Kinder bis ca. 10 Jahre, von las Granjas kommen die etwas aelteren Kinder und aus Bosconia Jugendliche um die 16 Jahre.
In unsere Gruppe sind ca. 25 Kinder.
Wenn alles mit dem Transport der Kinder klappt, beginnt unser Unterricht um 13 Uhr. In der Regel gibt es aber oft Probleme mit dem Transport und auch ein geeignetes Klassenzimmer zu finden, weswegen der Unterricht oft erst um 13.30 Uhr oder spaeter anfaengt.
In der ersten Sitzung hatten sich die Kinder das Thema Umweltverschmutzung ausgewaehlt, mit dem sich jetzt in den kommenden Einheiten auseinander gesetzt werden soll. Wir haben uns ueberlegt, dass wir dazu verschieden Sitzungen mit verschiedenen Schwerpunkten machen: Das erste Mal sammelten wir durch szenisches Spiel, verschiedene Situationen, indenen Unweltverschmutzung stattfindet. Danach durften sich die Schueler in Gruppen kuenstlerisch und schreibend mit dem Thema auseinandersetzten, was dann am Ende praesentiert werden sollte. Fuer die naechsten Male sollen die Schueler, immer dieses Thema als Grundlage kreative Texte schreiben, Konzepte zur Verbesserung und Verhinderung der Umweltverschmutzung erstellen. Wenn moeglich wollen wir versuchen ueber dieses Thema auch Einheiten, bei denen Mathematik und Englisch geuebt wird durchzufuehren.
Gegen Ende der drei Stunden sollen dann noch Spiele gespielt werden, vor allem Kooperationsspiele und Spiele, die das Teamdenken dieser Kinder foerdern, da es unter den Kindern diese Kompetenzen noch nicht sehr ausgepraegt sind.
Sehr Interssant ist das Ganze wegen des grossen Altersunterschieds der Kinder und diese Kinder insgesamt nicht auf dem schulischen Stand gleichaltriger Kinder sind.
Dafuer ist es denke ich wichtig feste Strukturen und Ablaufe zu schaffen, was hier in Kolumbien aber ziemlich schwer ist, da feste Strukturen einfach nicht zu der Lebensweise der Kolumbianer zu gehoeren scheinen.
Dienstag, 18. September 2007
Mit Strassenkindern auf der Finca
In jeder der Gruppen sind im Moment ca. 5 Kinder aus Institutionen fuer ehemalige Strassenkindern, dazu sollen zwei Kinder direkt von der Strasse kommen und so integriert werden, dass sie ebenfalls auch in eine Institution gehen.
Um 12.30 wollte ich mich mit Sor Sara treffen um nach Medellin zur Rojas Pinilla zu fahren um zwei Maedchen Siomara und Catalina im Alter von 17 und 16 Jahren einzusammeln und zur Finca zu bringen.
Allerdings wurde dann noch mal umdisponiert, weil Sor Sara keine Zeit hatte: Ich fuhr mit Lisa, die sich auch noch spontan entschied mitzukommen nach Medellin rein, wo wir uns dann mit einer andern Schwester, Sor Marienella und Viktor trafen, der uns alle dann mit dem Auto zur Finca fahren sollte. Auf der Plaza Rojas Pinilla sammelten wir dann die beiden Maedchen, die sich zum Glueck wie verabredet auf dem Platz befanden ein, was gar nicht so einfach war, weil die anderen Kinder auch gerne mitgekommen waeren und mit uns ins Auto steigen wollten.
Natuerlich hatten die beiden ihre Klebstoffflaschen dabei, weswegen sich ersteinmal der intensive Geruch im Auto ausbreitete. Allerdings durften die beiden Maedchen die Flaschen behalten. Wir wollten ihnen nich gleich beim ersten Mal die Flaschen wegnehmen, muessen uns allerdings noch ueberlegen, wie wir das in Zukunft handhaben werden. Die Beiden waren sehr interessiert an uns und es war einfach sich mit ihnen zu unterhalten, obwohl ich bei einem der beiden Maedchen Probleme hatte ihr Spanisch zu verstehen. Es gibt hier einfach Leute da verstehe ich fast alles und ander da verstehe ich nur wenig oder gar nichts.
Auf der Finca durften die beiden dann sofort auf das Pferd steigen, wobei bei ihnen wie eine Verwandlung vor sich ging. Mit strahlenden Gesichtern sassen sie auf den Pferden und machten wenigstens fuer diesen Moment den Eindruck von "normalen" Maedchen.
Trotzdem hing Siomara, abgesehen vond der Zeit waehrend sie auf dem Pferd sass die ganze Zeit an ihrer Kleberflasche, auch wenn sie sie in ihrem Pulloveraermel zu verstecken versuchte. Catalina konnte schon super reiten und das Pferd wenden und drehen und antraben. Als wir sie fragten, so sie das gelernt haette gab sie uns nur die ausweichende Antwort "da wo sie herkomme", wollte uns aber nicht sagen, wo das genau sei.
Danach wurden noch ein paar Schreibuebungen gemacht und es viel auf, dass die beiden Maedchen was das Schreiben angeht auf dem Stand von Zweitklaesslern sind. Ausserdem erfuhr ich, dass Catalina als Prostituierte arbeitet, obwohl sie gerade mal 16 ist und aussieht wie 14 oder juenger.
Nach dem Aufenthalt auf der Finca sollten ich und Lisa die beiden wieder nach Medellin bringen. Wir stiegen also in Giradota, dem Dorf, bei dem sich die Finca befindet in den oeffentlichen Bus, der wegen des starken Verkehrs eine halbe Ewigkeit brauchte. Sicherlich ein exotisches Gespann zwei Auslaender und zwei Strassenkinder unterwegs auf dem Lande...
In Medellin kam dann der haerteste Augenblick fuer mich, als wir die Beiden, die einen sehr ungluecklichen Eindruck machten und Geld und Kekse von uns wollten wieder auf die Strasse schicken mussten um sie ihrem Schicksal auf der dort zu ueberlassen. Ich fuehlte mich sehr schlecht dabei, konnte aber auch nichts aendern. Das Schlimmste war es in ihren Augen, wenn sie einen anschauten, diese Niedergeschlagenheit, Trostlosigkeit, Verbrauchtheit - ich weiss nicht was es genau ist - zu sehen und sie dann einfach so auf der Strasse stehen zu lassen, waehrend man selber nach Hause fahren kann. Immerhin koennen die Beiden jetzt wenn sie wollen immer Dienstags und Freitags auf die Finca kommen und dort eine einen schoenen Nachmittag verbringen. Ich bin gespannt, ob das Ziel erreicht werden kann diese Jugendlichen von der Strasse zu holen, da sie schon sehr alt sind erstens nicht vom Alter her zu den anderen Kindern passen und es glaube ich schwer wird sie in diesem Alter noch in irgendwelchen Institutionen unterzubringen.
Fuer die kommenden Wochen haben wir vor zusammen mit den Kindern viele Spiele, vor allem Kooperationsspiele zu spielen. Ausserdem wollen wir eine kleine Zeitung mit ihnen machen, in der die Kinder selber das Projekt darstellen sollen.
Samstag, 15. September 2007
In Santo Domingo
Gestern waren wir mit Sor Sara, der Rektorin unserer Schule in Santo Domingo. Das ist eine Seilbahn mit lauter kleinen Kabinen wie bei uns in den Alpen zum Skifahren, die seit zwei Jahren fertig gestellt wurde. Die Leute hier sind sehr stolz darauf und es ist erstaunlich wie diszipliniert hier in Zweierreihen angestanden wird, bis man in die Godeln steigen kann. Der Bau hatte 1997 begonnen, zog sich aber solange hin, weil das Viertel darunter, welches in sehr steiler Hanglage gebaut ist, so gefaehrlich war, dass die Bauarbeiter dort immer wieder wegen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Banden nicht weiter arbeiten konnten.
Der amtierender Buergermeister von Medellin hat grosse Summen in ein Bildungsprogramm investiert, so wurde unter anderem mehrere Bibliotheken in Medellin gebaut, eine davon ganz oben auf dem Berg in Santo Domingo. Dadurch und durch die Seilbahn wurde das Viertel leichter zugaenglich und ist seit zwei Jahren wieder sicherer.
Davon konnten wir uns selbst ueberzeugen, indem wir mit Sor Sara den Abstieg durch dieses Viertel zu Fuss machten. Das Viertel schien wirklich sicher, auch wenn es viele aermliche Haeuser gibt und an manchen Stellen durch Erdrutsche ganze Haueser abgerutscht sind. Ziel der Stadt ist es aber diese gefaehrdeten Haeuser zu erneuern und mehr Lebenqualitaet in dieses Viertel zu bringen. Sor Sara erklaerte uns, dass ein grosse Zahl der Strassenkinder aus diesem Viertel kommen, weil die Familien hier nicht mit ihren Kindern zurechtkommen. Sind die Kinder erst einmal auf der Strasse gibt es oft auch keinen Platz mehr fuer die Kinder, selbst wenn sie zurueckkommen wollten. Bei unserem Abstieg war auch wirklich sehr auffaellig, dass alles voller Kinder war in diesem Viertel. So was kennt man bei uns in Deutschland gar nicht mehr, dass ein Grossteil der Bevoelkerung aus Kindern besteht. Im Kontrast zu diesem doch eher aermlichen Viertel steht die neue Bibliothek, welche sowohl von Architektur als auch Austattung her mit neusten Computern auf modernstem Stand ist. Alle Buerger haben hier freien Zugang und sind maechtig stolz auf ihrer Bibliothek. Wir wurden gleich von einem Fernsehteam der Universitaet interviewt, was wir denn als Auslaender von dieser Bibliothek hielten. Das Angebot schien mir ebenfalls sehr stark auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten. Hier scheint sich also wirklich etwas in die richtige Richtung getan zu haben.
Dienstag, 11. September 2007
Meine Familie
Eigentlich wollte ich gleich zu Beginn etwas ueber meine Familie erzaehlen, das sie aber so gross ist und ich Anfangs gar nicht wusste wer wer ist hole ich das jetzt nach. Allerdings habe ich inzwischen keinen viel besseren Ueberblick.
Meine Gastmutter heiss Gladis und mit ihr albere ich den ganzen Tag rum. Es vergehen eigentlich keine zwei Saetze, indenen sie nicht in schallendes Gelaechter ausbricht. Sie organisiert gerade eine Wahlkampagne fuer die Buergermeisterwahl in Copacabana mit und ist deswegen gerade ziemlich viel unterwegs. Mein Gastvater, Luis arbeitet in einer Fabrik eine Strasse weiter, die Kochtoepfe herstellt. Mit ihm und den anderen 20 Onkeln und Tanten, Kindern etc. die alle entweder im selben Haus, der selben Strasse, aber mindestens auch in Copacabana wohnen sitze ich dann abends vor dem Haus und trinken ein Glaesschen Rum, waehrend wir uns die Leute anschauen, die vorbei laufen. So wie ich das mitbekommen habe (ich bin aber nicht 100%) sicher wohnen in dem Haus noch die Oma, der Opa, sowie 3 Onkels mit ihren Frauen und Kindern. Ausserdem ist immer mindestens ein anderer Onkel oder Tante noch zu Besuch. Ausserdem habe ich noch zwei Gastschwestern: Tatjana und Valentina. Tatjana ist 18 Jahre alt und arbeitet ebenfalls in dem Projekt Patio 13 mit und moechte naechstes Jahr auch gerne nach Heidelberg. Sie ist die ganze Zeit mit studieren beschaeftigt und steht 2x die Woche um 4 Uhr morgens! auf, um an die Uni zugehen und bis abends um 8 zu studieren. Das wuerde bei uns kein Student auch nur einen Tag lang durchhalten. Trotzdem hat sie dann meistens noch Lust Party zu machen.
Die andere Schwester Valentina ist 10 Jahre alt und auch das reinste Powerbuendel, immer irgendwie aktiv. Bleibt also nur zu sagen, dass ich mich sehr wohl fuehle und froh bin in eine so nette Grossfamilie erwischt zu haben.
Das DAS
Das erste Mal waren wir da, nur um einen Zettel zu bekommen, was wir alles noch kopieren muessen und was fuer Dokumente wir einreichen muessen. Dafuer ging dann ein ganzer Vormittag drauf und wir bekamen einen Termin, wann wir wiederkommen sollten. Den Termin kann man sich natuerlich nicht aussuchen. Zu diesem Termin erschienen wir dann und es herrschte grosses Chaos. Scheinbar war das gesamte Computernetzwerk des DAS lahmgelegt worden. Also wieder umsonst dahingefahren. Das dritte Mal war ich dann heute da und oh Wunder es klappte alles. Allerdings muss ich jetzt nochmal antanzen, um meinen kolumbianischen Ausweis abzuholen. Von mit der Post schicken haben die scheinbar noch nichts gehoert.
Das aergerlichste ist aber eigentlich, dass ich in Deutschland das Visum schon bekommen habe, dort schon genau den gleichen Papierkram erledigt habe und die gleichen Dokumente einreichen musste. Wahrscheinlich liegen diese Dokumente jetzt in irgendeinem Keller des kolumbianischen Konsulats.
Dienstag, 4. September 2007
Musik mit Strassenkindern direkt auf der Strasse
In einem Workshop mit einem Jazzmusiker aus Berlin und einer Saengerin aus Bogota, sowie einem Musikstudenten aus Bogota hatten wir verschiedene Rhythmen erarbeitet. Dabei waren wir drei Deutschen, und eine Gruppe von Neuntklaesslern, die jede Woche versuchen die Kinder auf diesem Platz zu unterrichten. Die Strassenkinder sollten entweder mitmachen, oder wenn moeglich mit Holzstaeben oder ihrer Stimme zu den Rhythmen improvisieren.
Auf dem Platz angekommen fing es erstmal an zu regnen und zu gewittern, so dass wir nicht sofort anfangen konnte. Es war fuer mich sehr bewegend diese verwarlosten Kindern mit ihren Kleberflaschen zu sehen. Alle hatten eine Klebstoffflasche dabei und waren total zugedroehnt, manche sogar so sehr, dass die Klanghoelzer nicht richtig halten konnten. Als wir dann anfingen, war es erstmals sehr schwer einen richtigen Rhythmus zu stande zu bekommen, da alle wie wild durcheinander trommelten und natuerlich sehr undiszipliniert waren.
Gleich zu Anfang gab es eine Schrecksekunde, als einer der aelteren Jugendlichen mit einem offenen Messer einfach durch unsere Gruppe lief, wahrscheinlich um uns zu erschrecken. Zu erwaehnen ist, dass die ca 16 Jaehrigen Schuelerinnen, die hier versuchen die Strassenkinder zu unterrichten voellig cool blieben und einfach weitermachten. Uberhaupt koennten sich Paedagogikstudenten bei uns eine Portion von diesen Schuelerinnen und Schuelern abschneiden, die super mit diesen Kindern umgehen koennen und so als ob es das selbstverstaendlichste auf der Welt waere auf diesem Platz unterrichten.
Nach diesem Vorfall fuehlte ich mich dann doch ziemlich verunsichert, auch wenn sich sich auf dem Platz noch viele andere Menschen und Haendler befanden.
Zum Glueck hatten wir Alexandro unseren Musikstudenten aus Bogota dabei, der die Muelltonnen in ein Schlagzeug umwandelte, so dass es uns gelang einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Es gab einen Jugendlichen, der daraufhin dann einen Rap improvisierte, was super klang. Aber die meisten der Kinder taten sich schon mit den einfachen vier Schlaegen eines 4/4 Takts schwer.
Unter den Kindern und Jugendlichen und ein paar Pennern die auch mitmachten herrschte ein staendiges Kommen und Gehen und es fiel auf, dass sich viele der Kinder nicht sehr lange konzentrieren konnten.
Als es nach ca. einer dreiviertel Stunde wieder anfing zu regnen, packten wir die Sachen ein und zogen wieder von dannen.
Das Ganze war sehr intensiv und ich fuehle mich danach traurig wuetend und aufgewuehlt. Mir stellte sich die Frage, wie so etwas sein kann, dass siebenjaehrige Kinder so auf der Strasse dahin vegetieren muessen. Mir wurde von Leuten hier gesagt, dass die Kinder wenn sie wollten in Institutionen unterkommen koennten, sie dort aber bestimmte Regeln einhalten muessen, wie z.B. keine Drogen und die Kinder so ein Leben auf der Strasse vorziehen. Ob das so ist weiss ich nicht, aber da ist sicher etwas dran.
Ausserdem stellte sich fuer mich die Frage, ob es ueberhaupt einen Sinn macht zu versuchen diesen Kindern auf der Strasse etwas beizubringen, da sie total zugedroehnt sind und sich nur sehr kurz konzentrieren koennen. Wenigstens hatten sie bei der Aktion ihren Spass und eine gute Zeit, was ja auch schon etwas zaehlt.
Sonntag, 2. September 2007
Das Essen und Trinken in Antioquia
Die Kueche hier in Antioquia in Kolumbien ist ganz anders wie bei uns: Brot gibt es kaum, dafuer statt Brot Arepas. Das sind Maisfladen die auf der Herdplatte auf einem Gestell aufgewaermt werden. Diese Arepas werden dann mit Kaese, Wurst und allem Moeglichen gefuellt. Sie sind sehr lecker, so dass man dass ich das deutsche Brot bis jetzt noch nicht vermisse.
An Kaesesorten hat es hier nur eine Art Frischkaese, der die selbe Konsistenz hat wir Fetakaese und auch ganz gut schmeckt. Mehr Kaese hat es leider nicht.
An Wurst gibt es Lyoneraehnliche Wurs, die mir aber nicht so besonders gut schmeckt.
Zum Mittag und Abendessen gibt es in der Regel immer ein Stueck Fleisch mit Reis und dazu Salat und oft auch Kochbananen, die sehr lecker sind.
Oft gibt es dazu noch eine Suppe die sehr lecker ist.
Besonders gut sind auch die Empanadas, das sind fritierte Teigtaschen mit einer Kartoffelfuellung, die manchmal auch mit etwas anderem gefuellt sind und sehr sehr lecker sind.
Aber das aller leckerste sind die Fruchtsalate, die oft mit Eis und Kaese gegessen werden, was total super schmeckt. Es gibt hier jede Menge Fruechte die es bei uns nicht gibt und die alles sehr gut schmecken wie z.B. Zapote, Guyanavas, tomates de arboles... und noch viele andere deren Namen ich mir bis jetzt noch nicht merken konnte.
Besonders gut sind hier die Fruchtsaefte frisch gemacht, die man immer entweder mit Wasser oder mit Milch bestellen kann.
Das Bier hier ist insgesamt seh waessrig und kann sich mit unserem Bier nicht messen. Alle Biersorten schmecken eigentlich ziemlich aehnlich hier.
An Schnaepsen werden hier hauptsaechlich zwei lokale Sorten getrunken: Aquar diente, was eigentlich ziemlich das Gleiche wie Ouzo ist und Rum. In den Kneipen werden so wie ich das mitbekommen habe, immer gleich ganze Flaschen bestellt und dementsprechend wird es dann auch schnell lustig.
Der Kaffee hier schmeckt, man kann es kaum glauben, leider nicht besonders und die meisten Leute machen sich Kaffee mit Nestle Instantpulver.
Wasser wird fast nie getrunken, obwohl man das Wasser hier sogar aus dem Wasserhahn trinken kann, sondern immer irgendwelche Saefte und Milch.